Schlittenhunde: |
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Der Alaskan Husky Schlittenhunde - bei vielen Leuten entsteht dabei sofort das Bild eines knuddeligen Vierbeiners mit schwarz - weißer Zeichnung und blauen Augen. Besucht man dann ein Schlittenhunderennen stellt man mit Erstaunen fest, wie vielfältig das Erscheinungsbild der Schlittenhunde sein kann. Neben Samojeden und Grönlandhunden beeindruckt der kräftige Alaskan Malamute, aber auch der registrierte Sibirian Husky kommt in vielen Farbschattierungen und Körperformen vor. Besucht man sogar ein Rennen des rasseoffenen Verbandes DSSV, so wird mancher vermeintliche Huskykenner nur noch den Kopf schütteln können. Schwarze, rote, weisse, gescheckte, schlanke große, kleine zierliche, Stehohren, Schlappohren, das sollen alles Huskies sein? Was sind das für Hunde, die auf den ersten Blick jedem beliebigen Straßenköter ähneln, auf dem zweiten einen athletischen Körperbau verraten und obendrein den meisten registrierten Schlittenhunden so deutlich vorneweg fahren? Es ist dies der ALASKAN HUSKY. Von Fanatikern der Rassehundeszene als Bastarde verteufelt, ja auf vielen Rennen gar nicht erst zum Start zugelassen (wenn auch zunehmend toleriert) wird diese Rasse bei Sportlern immer beliebter und mit viel Liebe und Sachverstand nach ihrem gemeinsamen Kennzeichen, dem unwiderstehlichen Willen zu laufen (Desire to go) gezüchtet. Woher stammt dieser Hund, der von keinem Verband registriert ist, ja aufgrund seines vielfältigen Erscheinungsbildes gar nicht registriert werden kann. Seine Geschichte beginnt mit der Geschichte des Schlittenhundes überhaupt. Es tut Not die verschiedenen `Urschlittenhunde´ zu betrachten, da all diese zusammen die Alaskan Huskies begründeten. Schon vor mehr als 4000 Jahren wurden in Sibirien Schlittenhunde zu Fortbewegung benutzt. Die Volksstämme der Samojeden, Korjaken und Tschuktschen, sowie einige andere nomadische Völker nutzten die genügsamen Tiere auf ihren ausgedehnten Jagdreisen in der ewigen Weite der arktischen Regionen. Auf ihren Wanderungen brachten sie diese Tiere auch in andere Teile der nördlichen Halbkugel, vor allem aber über die Beringstraße nach Alaska und das übrige Nordamerika. Die Geschichte und Mythologie der Eskimos und Indianer ist aufs engste mit dem Hund verknüpft. Bis zur `Entdeckung´ Amerikas durch die Europäer und der damit verbundenen Einfuhr von Pferden wurden bis hinunter nach Mexiko ausschließlich Hunde als Lasten- und Zugtiere benützt. Natürlich waren sie auch ansonsten überaus nützliche Tiere. So vernichteten sie die Essens - und Schlachtabfälle, schleckten die Fäkalien der Kinder auf, waren zugleich ihre Spielkameraden, bewachten die Dörfer (was von einigen Berichterstattern der damaligen Zeit auch bestritten wird) und dienten zu guter letzt auch als Nahrung. Bei einigen Stämmen galt Hundefleisch als ausgesprochene Delikatesse. Auch für spirituelle Handlungen wurde öfters ein Hund geopfert. Eine Familie besaß im Durchschnitt ca. 10 Hunde, einige `Reiche´ sogar bis zu 100! Grob konnte man 3 verschiedene Hundetypen mit vielen Unterarten unterscheiden. Im Norden dominierte der große, kräftige Polarhundetyp, weiter südlich die schlankeren Indianerhunde und im Südwesten und Mexiko ein noch kleinerer Hund, ähnlich dem Foxterrier. In die Alaskans mit eingeflossen sind wohl die ersten beiden Arten. Der Polarhundetyp war verbreitet rund um die Arktis, an ihn errinnern heute noch der Grönlandhund, die kamtschatkischen und tschukotkischen Schlittenhunderassen, sowie einige speziell für Expeditionen gezüchtete Alaskan Huskies, wie etwa der `Polar Husky´. Der Indianerhund dagegen ähnelte sehr den Wölfen, obwohl es einige Varianten hinsichtlich Größe, Körperbau und vor allem Färbung gab. Es waren in der Regel langbeinige kräftige Hunde, um auch bei tiefen Schnee vorwärts zu kommen. Die Hunde lebten weitgehend `frei´, wurden jedoch streng erzogen und folgten ausgesprochen gut. Nicht zur Zucht benutzte Hunde wurden fast immer kastriert, aggressive und `faule´ Hunde eliminiert. So entstanden überaus verträgliche Familienhunde die zudem durch ihre Zähigkeit, ihren Arbeitswillen und ihre Genügsamkeit einen hohen Nutzen hatten. Die Europäer kamen erst sehr spät (um 1800) auf den Gedanken sich die Schlittenhunde zunutze zu machen. Trotzdem auch in Europa vereinzelt Tiere zu Zugzwecken verwendet wurden (z.B. bei Händlern und Bauern). Die ersten waren die Polarforscher, welche anfangs die Gespanne allerdings gleich mit ihren Führern mieteten. Erst Nansen, MacClintock und Amundsen versuchten die Gespanne selbst zu lenken, mit anfänglich bescheidenen, dafür erheiternden Versuchen (zumindest für die Zuschauer), wie bei Nansen `In Nacht und Eis´ nachzulesen ist. Nie wieder wurden ihre gigantischen Leistungen ohne Hunde wiederholt. Einen gewaltigen Umbruch des bis dahin beschaulichen, von Traditionen geprägte Schlitten-hundeleben brachten die weißen Goldgräber auf ihrem Weg in die Goldfelder des Yukon und Alaskas. Sie benützten alles, das irgendwie Lasten tragen oder ziehen konnte. Neben Pferden und Maultieren, Schafen, Ziegen kamen dann hauptsächlich alle Rassen von Hunden, europäischen wie auch einheimischen zum Einsatz. Diese harte Zeit überlebten nur die härtesten und widerstandsfähigsten Hunde. Beliebt waren im Gegensatz zu den Indianer-hunden, große und schwere Hunde, auch wurden aggressive Hunde toleriert und teilweise sogar gezüchtet. Daneben wurden aber auch leichtere schnellere Hunde zu Postzwecken verwendet, die sog.`Bird Dogs´. Dies waren meist Irish - und Gordon Setter, Golden - und Labrador Retriever u. a.. Eine weitere Neigung der Weißen war ihr Hang zu Wettbewerben, bei denen es um Geld ging. Dieser auf den ersten Blick negativen Eigenschaft haben es die Schlittenhunde wohl zu verdanken, daß es sie überhaupt noch gibt. Denn massiv übernehmen Eisenbahn, Kleinflugzeuge und Motorschlitten die Aufgaben der Schlittenhunde. 1908 fand in Nome ( Alaska ) das erste professionelle Schlittenhunderennen statt. Das `All Alaska Sweepstakes´ über 670 km führte von dort nach Candle und zurück. Zunächst benutzte man hierfür die bewährten Lastenhunde. Doch der menschliche Ehrgeiz erkannte sofort, daß dieser Hundetyp hierzu nicht der geeignetste war und schon im nächsten Jahr standen extra zu diesem Zweck gekaufte Hunde aus Markowo (Tschukotka) am Start. Auch Malamute - Setter Mischlinge und Birddogteams gingen an den Start. Erst ein Hund der dieses Rennen bewältigt hatte, galt fortan als `Alaskan´. Der Startschuß zur breitgefächerten Rasse des Alaskan Huskies war getan. 1925 konnten die Alaskans dann ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Eine Diphterieepedimie grassierte in der von der Außenwelt abgeschlossenen Stadt Nome. Die Technik versagte bei Temperaturen von -50 °C und Blizzards. Eine Reihe von Schlittenhundeführern (Mushern), unter ihnen auch der berühmte Seppala, brachten in wenig mehr als 5 Tagen das lebensrettende Serum über 1000km nach Nome. Seit Seit 1973 errinert das 1800 km lange Iditarodrennen an dieses Ereignis. Die Hunde wurden nun immer gezielter auf die Anforderungen der Rennen hingezüchtet. Als Basis nutzte man die importierten tschukotkischen Hunde sowie die vorhandenen Indianer-hunde und kreuzte gezielt Birddogs sowie später auch Pointer und Windhunde mit ein. Daß hieraus eine Unzahl von Zuchtlinien möglich war und ist leuchtet ein. Auch besann man sich wieder auf die alten Tugenden der Schlittenhunde, geringe Aggressivität und gutes Sozialver-halten, sowie im Rennsport wichtig, verminderter bis gar kein Jagdtrieb! So geht heute die Palette der Alaskans vom 50 kg schweren Trapperhund bis zum 17kg leichten Rennhund. Eines allerdings ist ihnen allen gemeinsam: ein unbändiger, kaum zerstör-barer Wille zum Laufen, harte, zähe Pfoten, Ausdauer, dichtes Fell, Genügsamkeit, Verträg-lichkeit mit anderen Hunden und vor allem zum Menschen. Bekannte Zuchtlinien (oder fast schon eigene Rassen) sind die Aurora Huskies der Wrightfamilie, die Huslia Huskies der Attlafamilie, die Linien der Streeperbrüder, der Saundersons, von Drake und Dunlap, um nur einige zu nennen. Deren Stammbäume lassen sich oft bis 6, 7 Generationen und mehr zurückverfolgen, alle mit dem selben Zuchtziel: gute und gesunde Hunde unabhängig von ihrem Aussehen. Seit Anfang der 60er Jahre gibt es Schlittenhunderennen in Mitteleuropa, aber erst Ende der siebziger Jahre faßte der Alaskan Husky Fuß, gegen den erbitterten Widerstand einiger fanatischer Verfechter der reinrassigen Schlittenhunde. Zu unterscheiden von den Alaskan Huskies sind die in letzter Zeit häufiger zu sehenden `Hounds´, bei denen der Jagdhund oder Windhundanteil überwiegt. Diese Hunde sind Spezialisten vor allem bei Sprintrennen und vermissen einige Eigenschaften der nordischen Hunde (zu denen auch die Alaskans zählen), wie Genügsamkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Kälte, dies stellt aber in Mitteleuropa sicherlich kein Problem dar. Bleibt zu hoffen, daß die Alaskan Huskies bald friedlich mit ihren reinrassigen Kollegen um die Wette laufen dürfen und daß ihnen das Schicksal eines Modehundes erspart bleibt. Literaturnachweis: " Schlittenhunde in Eis und Schnee ", Cellura, Blanckensteinverlag
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